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Etappe 05 – vom Schlernhaus nach Brixen

Eckdaten

GPX-File 

Strecke:

0,00 km

Anstieg:

0 m

Abstieg:

0 m

Dauer:

0,25 Std.

Tagebucheintrag

Die harte Nacht auf dünnen Matratzen neigte sich dem Ende und die Bergwanderer in unserem Zimmer standen bereits auf. Durch die fehlende Privatsphäre in einem Matratzenlager, verbunden mit der Freizügigkeit alternder Sportler, kam es dazu, dass ich mich schnell entschied, die Augen noch einen Moment länger geschlossen zu halten. Als die Ersten dann in Richtung Frühstückssaal gingen, konnte ich endlich aufstehen. Vor dem Fenster formierte sich ein von den Gipfeln gerahmtes Wolkenmeer, das von oben betrachtet bei sonnigen Wetter und einem beeindruckenden Farbenspiel, die Freude auf den Tag erweckte. Diese Etappe wurde von uns ohnehin sehr entspannend geplant, da wir nach dem Aufstieg vom Vortag besorgt darüber waren, wie wir je wieder von dem Berg kommen sollten und wir außerdem die wiederhergestellte Gesundheit von Maria nicht riskieren wollten. Zudem planten wir den einige Gehminuten entfernten Gipfel des „Monte Pez“ (2.568 m) zu erreichen. Folgerichtig hatten wir am Vorabend bereits die letzten 12 km mit 1.800 Metern Anstieg aus unserer Planung gestrichen. Anstatt auf der Plosehütte würden wir in Brixen schlafen.etappe05_1

Gipfelfrühstück

Sebo frühstückt auf dem Gipfel

Nachdem wir routiniert das Gepäck für die Tour verstaut hatten, marschierten wir planmäßig und noch ohne Rad oder Rucksack zum Gipfel. Hier, zwischen den Felsen, gab es kalte Gemüsesuppe, Bohnen-&Linseneintopf und einen erschreckend guten Dosenthunfisch mit Kidneybohnen zum Frühstück. Ein paar aus Meran übrig gebliebene Kekse rundeten das Menü ab, so dass ich einzig einen Kaffee vermisste.
In der Ferne hörte man ein paar Flugzeuge, etwas das klang wie eine Leuchtrakete oder eine kleinere Explosion und einen Hubschrauber.

Gipfelkreuz

Maria und Bernhard am Gipfelkreuz

Als das Frühstück am Gipfel beendet war, holten wir unsere Räder am Schlernhaus und machten uns auf den Weg ins Tal. Etwas zögerten wir noch, ob es nicht besser sei, nach dem angenehmsten Weg zu fragen, aber schließlich folgten wir der Routenplanung. Diese ging nicht über den von Garmin vorgeschlagenen Klettersteig und war dennoch von relativ kurzer Strecke. Den ersten Teil kannten wir schon von Google Streetview und hier konnten wir leicht rollen. Es begegneten uns die ersten Wanderer, die uns anerkennend fragten, ob wir eine „Hochalpine Tour“ machten. Ein paar hundert Meter nach dieser Begegnung folgte der „Touristensteig“ und erforderte wieder eine lange Trage- und Schiebephase. Auch hier, auf dem meist breiten und stufigen Pfad, kamen uns erstmal nur freundliche erfahrene Wanderer entgegen. Das änderte sich mit der Zeit, denn je tiefer wir kamen umso weniger war den Menschen bewusst, was für ein Stück wir schon hinter uns haben und was dies für Strapazen bedeutete. Ein bergerfahrener Einheimischer fragte zu diesem Zeitpunkt, warum wir denn nicht den breiten Weg genommen hätten, über den das Vieh von der Alm abgetrieben wird. Immerhin störte dieses neu gewonnene Wissen unsere gute Laune nicht. Doch dann kamen die „Pauschalwanderer“, wie wir sie in den vorherigen Etappen nicht kennengelernt hatten. Während die meisten von ihnen noch freundlich grüßten oder sich positiv beeindruckt gaben, tauchte nach wenigen Metern das Grauen auf. Gerade konnten wir ein paar Meter rollen, da kam uns eine Gruppe entgegen, der wir durch frühzeitiges Stehenbleiben und An-den-Rand-Stellen Platz machten. Das jedoch beruhigte die schnaubende angegraute Alt-68er Dame nicht im geringsten. Vermutlich kommt sie aus Baden-Württemberg, denn sie blökte, dass dieser Weg nicht für Fahrräder freigegeben und zu schmal sei. Ziemlich verärgert darüber, von einer Touristin auf so unfreundliche aggressive Art falsch belehrt worden zu sein, konnte ich mich nur schwer zusammenreißen, die Anfeindungen nicht zu erwidern.
An dieser Stelle sei aber erwähnt, dass es in Südtirol keine 2-m Regelung gibt. Hier wird mit Verbotsschildern gearbeitet, wie sie uns in der Schweiz am Val d’Uina und beim Aufstieg auf den Schlern auf dem letzten Abschnitt begegnet sind. Damit das so bleibt, sollte sich natürlich jeder an die „Trail Rules“ halten, die zum Beispiel das Verlangsamen und Anhalten in so einer Situation erfordern.

Kurze Zeit später gabelte sich der Weg und unser Track führte in einen kaum genutzten Waldweg. Um den Wanderern zu entgehen und endlich eine andere Geländeart zu erreichen, kam uns das sehr gelegen. Leider gab auch das Gelände mit seinem nassen freiliegenden Wurzelwerk, steilen Abschnitten und Felsen nur kurze Fahrmöglichkeiten, gefolgt von langem Schieben. Mürbe vom Touristensteig schmerzte jeder Fehltritt um ein Vielfaches. Dieser Abschnitt schien einfach nicht enden zu wollen und eine Unterbrechung, die Schlernbödele Hütte, war leider nur von kurzer Dauer. Erst der Ratzesweg konnte uns von diesem Leid befreien. Die Chance ergriffen wir und wichen vom Originaltrack ab, um über asphaltierte Straßen in den Ort „Seis“ zu fahren.

Obwohl wir bisher nur vom Berg hinab kamen, waren wir in Seis bereits ziemlich erschöpft. Sei es mental, wegen der langen eintönigen Schieberei, oder körperlich von den vielen Unebenheiten, die unsere Bänder getestet hatten. In der kleinen Stadt fand sich aber schnell ein Eiscafe, an dem wir den fehlenden Frühstückskaffee nachholen wollten. Da es mittlerweile schon gegen Mittag war, konnten Maria und ich einem zusätzlichen gegrillten Baguette nicht widerstehen.

Zurück auf der Straße, führte uns der Weg eine steile Straße hinauf, die mit niedrigem Gang und der neu gewonnen Energie leicht zu meistern war. Der darauf folgende Weg hinunter zum Eisack war dagegen eine nervliche Herausforderung. Mit quietschenden Bremsen hielten wir das Fahrrad mühevoll unter der 50 km/h Marke, während uns eng überholende Autos, sogar Busse, das letzte Bisschen an Sicherheit nahmen. Nachdem wir so noch einen langen Tunnel durchquert hatten, mussten wir erstmal einen Moment durchatmen. Der zweite Teil dieser Abfahrt war nicht minder nervenaufreibend, aber durch glückliche Umstände hatten wir ihn überlebt. Nun waren wir am Eisack, einem kleinen Fluss, der auch durch Brixen und Bozen fließt und an dem das gleiche Radwegenetz verläuft, das wir schon aus Meran kannten. Der leichte Anstieg war so weit verteilt auf diesem perfekten Weg, dass wir mühelos bis nach Brixen kamen. Nur der Radwegeverlauf durch Klausen, einer wohlgemerkt italienischen Stadt, kostete erneut Zeit. Hier fand ein großes Volksfest statt, das aus dem tiefsten Oberbayern stammen könnte. Man sprach deutsch, trank Bier, schunkelte zu deutscher Volksmusik und nahezu jeder trug Trachten. Ja man gewöhnt sich schnell an die italienische Lebensweise.

In Brixen angekommen, konnten wir kaum glauben, dass wir schon am Ziel waren. Fast waren wir an der Stadt vorbeigefahren, als uns auffiel, wo wir waren.
In dieser kleinen und augenscheinlich sehr christlichen Stadt war zeitgleich das Bike Festival mit vielen Verkaufs- und Testständen. Tausende überwiegend Downhillfahrer hatten sich hier eingefunden, um die neuesten Fahrräder eher rücksichtslos zu testen. Wichtig ist es für Downhiller, offensichtlich jederzeit, also auch in kleinen flachen Dorfstraßen und laufend(!), mit Vollprotektoren, weiten Jerseys und Integralhelm ihren Wagemut zur Schau zu stellen.
Wegen des Bike Festivals waren die Unterkünfte in der Stadt zu unserem Leidwesen größtenteils ausgebucht. Die Jugendherberge wies uns ab, man habe nur noch ein Zweibettzimmer und wir sollen doch zum „Priesterseminar“ gehen. Dies sei ja auch eine Herberge. Erschlagen von dem herrschaftlichen Bau und wegen unserer bisherigen Ferne zur Kirche, fiel es uns schwer, dort um eine Herberge zu bitten. Nach langem Zögern schließlich eilten wir fest entschlossen hinein und baten um das Zweibettzimmer. Mit oder ohne Beistellbett sollte es uns reichen.
Das Jugendherbergszimmer war tatsächlich sehr gut eingerichtet und auf dem Flur gab es sogar eine kleine Küche. Leider wurde bei diesem ausgebauten Dachgeschoss ein offenes Konzept bevorzugt und so waren alle Wände 2 Meter hoch, erreichten aber nicht die Decke. Man hatte dabei wohl nicht an feiernde Downhiller gedacht, die nachts laut redend zurückkamen, wobei jede vom Sensor wahrgenommene Bewegung auf dem Flur alle Zimmer mit Licht flutete.

Bevor es aber in die erneut unruhige Nacht ging, wuschen wir, aus unseren Fehlern gelernt habend, unsere Sportkleidung und stellten sie in die Nachmittagssonne. Dann erkundeten wir die schöne Stadt auf der Suche nach einem Sparmarkt. In diesem haben wir es mal wieder übertrieben und neben dem Abendessen, sowie Verpflegung für die nächsten beiden Etappen auch Obst und Süßigkeiten für zusammen über 30 € gekauft.
Während wir darauf warten mussten, dass unser Nudelwasser kochte, versuchte einer der Downhiller ein Gespräch mit uns aufzubauen. Auch wenn es lieb gemeint war, erschien es, als suchte er nur nach einer Möglichkeit, über sich zu reden. Vielleicht taten wir ihm Unrecht, da wir gewisse Vorurteile gegen das Downhillfahren, schlimmstenfalls mit Schuttelbus oder Elektrorad, hegen. Dennoch war es befremdlich, wie sie nicht verstehen konnten, dass man an Aufstiegen, wie dem Weg über die Bärenfalle auf den Schlern, so viel Freude empfinden kann. Sie fragten nur: „Die Abfahrt hat sich dann aber gelohnt, oder?“

Ausgaben

Maria:

0,33 €

Sebo:

0,33 €

Bernhard:

0,83 €

Diese Etappe war wieder besonders teuer, da wir uns zum einen eine längere Kaffeepause bei schönem Wetter in Seis gönnten (2.50€ – 11.00 €) und wir beim Einkauf in Brixen ordentlich zugelangt haben (je 11.22 €). Die Jugendherberge, welche zum selben Verbund gehört wie die in Meran, war mit 25.50 € eigentlich wieder fair berechnet, allerdings muss man Abstriche machen, da wegen des Bike-Festivals nur noch ein Notraum mit Beistellbett frei war – das kann man den Mitarbeitern, die sehr bemüht waren, aber nicht vorwerfen.

Transport: 00.00 € pro Person

Snacks: 2.50 € (Kaffee, Sebo), 8.00 € (Latte Macciato & Baguette, Bernhard), 11.00 € (Eisschokolade & Baguette)

Einkäufe: 11.33 € pro Person (Lebensmittel und sonstiges)

Abendessen: 0.00 € (siehe Einkäufe)

Übernachtung: 25.50 €

Bilder

Videos (iFrame-YouTube)

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