Eckdaten
Strecke:
Anstieg:
Abstieg:
Dauer:
Tagebucheintrag
Heute ist es endlich soweit: Die erste echte Etappe beginnt! Sie wird zwar nicht bedeutend länger sein als die gestrige Einführungsetappe, uns erwarten dafür aber nahezu 1700 Höhenmeter. Trotz gezieltem Training hatten wir das bisher nur sehr selten überwunden. Noch nie in den Alpen und schon gar nicht nach einer kalten Nacht in einem Matrazenlager voller Wanderer. Das Höhenprofil allerdings erscheint machbar, denn es ist aufgeteilt auf zwei Anstiege mit erträglichen Steigungen.
Am Morgen waren wir die wohl Ersten, die sich unter den warmen Decken hervortrauten. Schließlich waren wir gestern auch um Stunden vor den anderen im Bett. Trotz der Belastung und Erschöpfung war meine Nacht grauenvoll. Der Raum wirkte feucht, war kalt und auch wenn niemand geschnarcht hat, so machte mich das Atmen der anderen etwa 12 Personen wahnsinnig. Bis spät in die Nacht bekam ich kein Auge zu und war in unangenehm klaren Gedanken gefangen. Entspannend war das nicht.
Sicherlich lag es auch daran, dass diese Schlafsituation völlig neu war. Jedem sei geraten, ein paar Ohrstöpsel griffbereit zu haben und sie bei Bedarf auch zu verwenden. Meine lagen am Fußende des Bettes im Regal und ich konnte mich nicht überwinden, sie zu greifen. Die anderen beiden hatten anscheinend einen besseren Schlaf und auch ich fand schlussendlich doch noch ein paar Stunden Erholung. Insgesamt lagen wir von 21:00 Uhr bis 06:45 Uhr im Bett.
Das Frühstück in der warmen Stube, die wir als erste Gäste betraten, war sehr reichhaltig, es rechtfertigte jedoch nicht die 12.50 €, die wir am Vorabend mehr oder weniger unwissentlich dafür bezahlt hatten. Immerhin gab es Kaffee, verschiedene Sorten Müsli, Wurst, Käse, Kakao und was man sonst so braucht. Nur Ei leider nicht.
Nachdem die Wäsche aus dem Keller geholt und die Taschen gepackt waren, konnten wir die Konstanzer Hütte gegen 9:00 Uhr verlassen. Damit waren wir, die Letzten, tatsächlich so pünktlich, dass wir in Ruhe ein paar Fotos von der Landschaft machen und dann entspannt losziehen konnten. Die Temperatur war zu diesem Zeitpunkt bei nur 4°C und wir mussten uns warm anziehen, bis nur wenig später die Sonne über den Bergkamm schien. Da mussten wir die Jacken direkt wieder verpacken.
Der Weg führte uns vorbei an der Konstanzer Hütte in einen kleinen dichten Wald und war kaum als solcher zu erkennen. Die ersten Minuten des Tages mussten wir also bereits schieben und heben. Während wir uns durch das Geäst kämpften, dämmerte es uns. Wie schon am ersten Anstieg, wollten wir besser sein als unser Navi und zwangen den Track am heimischen PC über einen gestrichelten aber kürzeren Pfad. Nur ein kleiner Fehler, der uns wenige Minuten kostete, aber daran zweifeln ließ, was wir der Navigationssoftware noch für Wege aufgezwungen hatten. Nun war es aber zu spät, darüber nachzudenken und schon öffnete sich das Wäldchen. Vor uns lag ein breiter, flacher Wanderweg durch das Schönverwall, den man wunderbar unangestrengt fahren konnte. Es gab uns Zeit, die Landschaft zu genießen. Am Wegesrand sahen wir das erste arglose Murmeltier, das wenig scheu sogar für ein paar Fotos posierte. Am gegenüberliegenden Hang bewegte sich zeitgleich ein riesiges Wollknäuel. Von unserer Position aus hätte es ebenso gut eine Bergziege wie ein Bär sein können. Die einzig sichere Aussage war, dass es auf unseren Pfiff reagierte, also lebte.
Optimistisch wegen der guten Wege, die sogar auf dem Feldberg (Taunus) als einfach gelten würden, konnten wir die ersten 5-6 km zügig hinter uns bringen. Als der Weg an einem Häuschen in einen kleinen Trail aufging, waren wir sogar froh über die Abwechslung. Durch ein querverlaufendes Rinnsal ging es weiter über leichtes Geröll und das Fahren machte richtig Spaß. Die Freude begruben wir allerdings allmählich, als der Pfad unwegsamer wurde. Spätestens nachdem wir den Bach im Tal, nahe eines Zusammenflusses, überquert hatten, und dem Albonabach folgend bergauf in Richtung der Heilbronner Hütte wanderten, schlich sich das Gefühl ein, dass wir unsere Geschwindigkeiten überschätzt hatten. Es dauerte quälend lange, diese wenigen steilen Kilometer hinter uns zu bringen. Eine gefühlte Ewigkeit sahen wir uns um und die Hütte am Fuß des Pfades schien nie weiter weggewesen zu sein. Ein entgegenkommender Radler machte uns zwar Mut, dass wir es gleich geschafft hätten, doch das trübte er dann, indem er uns von den Mühen des Bezwingen des Fimberpasses (Etappe 02) berichtete. Ungefähr um 12:00 Uhr, bereits deutlich hinter unserem Zeitplan, waren wir am höchsten Punkt dieses Abschnittes angelangt und konnten uns nach und nach an den Scheidseen vor der Heilbronner Hütte, den mutigen Murmeltieren beim Gras horten und schließlich der Aussicht auf eine Abfahrt über befestigte Wege erfreuen.
Die Abfahrt begann ereignislos und gab uns viel Energie zurück. Eigentlich hätte man hier auf der Verbellastraße die verlorene Zeit leicht wieder rausholen können, wäre da nicht der vermeintlich schönere, aber beschwerliche Weg links des Verbellabaches. Für Wanderer sicherlich ein schöner steiler Trail, das lose Geröll, die Spitzkehren und dazu die Steigung überstiegen aber schnell unsere fahrtechnischen Fähigkeiten, und so waren wir wieder gezwungen zu schieben. Immerhin war die Aussicht erneut ein guter Lohn für die Anstrengungen.
Nun wurde aber immer klarer, dass wir uns beeilen mussten. Eine Übernachtung im Tal hatten wir früh verworfen und uns darauf konzentriert, die Zeit wieder raus zu holen. Das gelang uns nur ein kurzes Stück, bevor wir unachtsam eine T-Kreuzung, der Erwartung eines weiteren Abstiegs folgend, falsch nahmen. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Maria auf ihrem Garmin Edge die „Track Abweichung“ feststellte. Sekunden, in denen wir 800 Meter den Berg weiter hinab gefahren waren.
Bis hoch zu den Speicherseen am Zeinisjoch, eigentlich ein kurzer asphaltierter Anstieg, hatten wir unsere Energie völlig verbraucht und rollten mit letzter Kraft nach Galtür. Hier konnte Maria, die aus Gewohnheit zu wenig gefrühstückt hatte, wieder die Speicher füllen und auch Sebo und ich waren froh über die kleine Pause an der Bäckerei. Da eine vernünftige Ankunftszeit auf der Heidelberger Hütte nun ausgeschlossen schien, hatten wir uns mit einem Anruf vergewissert, ob sie offen ist. Immerhin das sollte problemlos funktionieren, versicherte der Hüttenwirt. Die Hoffnung auf eine abkürzende Seilbahn mussten wir zu dieser Jahreszeit allerdings zerschlagen.
Mit frischem Geld von der Raiffeisenbank versorgt und vollen Mägen konnten wir eine Landstraße entlang nach Ischgl rollen. Auf diesem Wegstück war nur ein kleiner Tunnel, in dem wir von einem LKW und einigen PKWs überholt wurden, der Rede wert. In Ischgl selbst konnten wir in einem Sparmarkt das Abendessen holen. Es würde natürlich Spaghetti (1 kg) mit Arrabiata aus dem Glas geben. Die Reste sollten uns am Morgen satt machen, außerdem holten wir noch einen Laib geschnittenes Brot, etwas Wurst und Käse.
Jetzt, um 15:30 Uhr, begann der Anstieg in Richtung Heidelberger Hütte. Zunächst auf einer sehr steilen Straße die um diese Zeit noch sehr befahren war. Überwiegend durch Baufahrzeuge und Handwerker. Die schöne Landschaft unter den Skiliften wird dort durch merkwürdige Kunstwerke – etwa rostige Buchstaben oder eine Statue zu Ehren von Sting – gestört. Entlang des Fimbabaches geht es durch ein breites Tal weiter über viele unbefestigte Straßen und Wege, die sogar im erschöpften Zustand noch fahrbar waren. Ein kleines Naherholungsgebiet mit einer sauberen Toilette, einem See und Spielgeräten lud uns zu einer kleinen Rast ein. Wäre die Uhr nicht zu diesem Zeitpunkt schon so streng gewesen, hätten wir hier sicher einige Zeit verweilen können, um die Reise zu genießen. Etwas weiter hörten wir das Röhren von Hirschen, die in dem kleinen Wäldchen am Bach um ihre Damen buhlten.
Auch wenn der Weg weite Strecken, eigentlich bis zum Ziel, von guter Qualität war, so schien die Heidelberger Hütte nicht näher zu kommen. Einen unwegsamen Pfad auf unserem Track umsteuerten wir noch dank der Offline-Karten, doch kurze Zeit später wurde die Straße dann doch schlechter, die Dunkelheit umhüllte langsam das Fimbatal und Nebel zog auf. Zu allem Übel gesellten sich noch kleinere Regenschauer, die zum Glück nicht anhielten. Von den immerhin 16 °C am Mittag war nicht mehr viel übrig, als wir uns der Schweizer Grenze entgegen arbeiteten. Bei nur noch 5 °C erschien im Nebel jeder größere Stein wie die ersehnte Hütte und enttäuschte uns bei Annäherung. Nach und nach waren wir der Verzweiflung näher und kamen doch immer weiter. Um 19:20 Uhr, nicht lange bevor die Dunkelheit über das Streulicht siegte, war das Ziel dann endlich erreicht. Wir waren zu dieser Zeit ungeduscht, schwach, durchgefroren und hungrig.
Die Heidelberger Hütte war so massiv, dass die vorher mit ihr verwechselten Felsen geradezu lächerlich erschienen. Eine weiße Wand durchzogen von Fenstern; die Konstanzer Hütte hätte darin wohnen können. Der Winterraum, den man über einen kleinen Kellerzugang auf der linken Gebäudeseite entdeckte, hieß einen dennoch mit einer besonderen Wärme und Gemütlichkeit willkommen. Noch während wir die Fahrräder die Treppe hinunter hieften, kam der Hüttenwirt aus dem Haus zu uns, bot Hilfe an und erklärte, wo sich die Toilette befände.
Der Winterraum selbst, in dem er uns unserem Schicksal überließ, bestand aus einem Raum, in dem vier Hochbetten aneinandergereiht einen großen Teil der linken Raumhälfte einnahmen. Daneben war gerade noch Platz für die Kochnische, einem mit Holzfeuer beheiztem Herd. Gegenüber der Tür war ein großes Waschbecken, das ausreicht, um sich, seine Kleidung und die Küchengeräte zu reinigen. Rechts gab es eine Garderobe mit Schränken, Platz, der sicher nicht für die Fahrräder vorgesehen war und einen großen Tisch mit zwei vollen Bierkästen. Ein Bad oder eine Toilette gab es allerdings nicht. Wer ein Geschäft zu verrichten hatte, der musste durch den Nebel ab vom Wanderpfad hinter einem großen Felsen auf das wenig komfortable Plumpsklo, für das Waschen konnte man sich Wasser auf dem Herd erhitzen und im Waschbecken nutzen. Nur leicht war das Erhitzen nicht, denn bis das Nudelwasser auf dem Feuer zu kochen begann, vergingen noch einmal gut 90 Minuten. Erst um 22:00 Uhr waren wir satt, der Raum auf 20°C aufgeheizt und die Wäsche gewaschen.
Die darauffolgende Nacht war die wohl enspannendste und erholsamste Nacht der gesamten Tour.
Ausgaben
Maria:
Sebo:
Bernhard:
Heute kann uns kostentechnisch keiner etwas vor machen. Durch buchhalterisches Ungeschick zählt unser Frühstück zum Vortag. Unterwegs brauchten wir zwar noch eine kleine Zwischenmahlzeit beim Bäcker (je 3.00 €), aber dann konnten wir den Rest des Tages und das nächste Frühstück mit Lebensmitteln aus dem Sparmarkt (insgesamt 13.40 €) abdecken. Die Nacht in dem unbewirtschafteten Winterraum kostete nur 5.00 € wozu sich ein Heizkostenbeitrag von 2.50 € gesellte.
Transport: 00.00 € pro Person
Snacks: 3.00 € pro Person
Einkäufe: 4.50 € pro Person (Lebensmittel und sonstiges)
Abendessen: 0.00 € (siehe Einkäufe)
Übernachtung: 7.50 €