Etappe02 Titelbild

Etappe 02 – Von der Heidelberger zur Sesvennahütte

Eckdaten

GPX-File

Strecke:

0,60 km

Anstieg:

0 m

Abstieg:

0 m

Dauer:

0,5 Std.

Tagebucheintrag

Nach der sehr erholsamen Nacht in der Heidelberger Hütte wachten wir motiviert aber frierend auf. Das Feuer, mit dem wir abends gekocht hatten und das den Raum fast unangenehm eingeheizt hatte, war in der Nacht erloschen und unserer Einschätzung, dass ein Kellerraum die Wärme doch halten müsse, entbahr jeder Grundlage. In mehreren Schichten Sportkleidung konnte uns die Kälte aber nichts mehr anhaben und wir aßen die restlichen Nudeln und ein paar Brote zum Frühstück. Während wir die letzten Töpfe spülten, den Boden kehrten und das Gepäck verpackten, hatten wir die letzte Gelegenheit, das kuriose Plumpsklo zu besuchen. Zwei von uns freundeten sich mit dieser Konstruktion zwar nicht wirklich an, aber es war völlig ausreichend und kein Grund, den Winterraum zu meiden.
Jetzt hieß es raus auf den Sattel und bei 4 °C los in Richtung Fimberpass. 8:45 Uhr und dank der Pferdesalbe fühlten sich die Beine zu Anfang nicht einmal erschöpft an, diese Etappe müsste doch zu schaffen sein. Der erste Abschnitt sollte mit im Mittel 20 % Steigung bis zum Pass auf etwas über 2600 m führen und danach würde uns eine lange Abfahrt durch Ramosch bis Sur En erwarten.

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Fimberpass Richtung Heidelberger Hütte

Schon nach den ersten Metern war uns klar, dass uns wieder einiges an Schieben bevorsteht. Die 2 km bis zum Gipfel hatten wir in der Planung auch berücksichtigt und uns genug Zeit dafür gelassen. Es schlängelten sich schmale, aber nicht zu steile, Pfade am grasbewuchertem Berghang entlang und führten uns stetig hinauf. In unregelmäßigen, aber kurzen, Abständen pfiffen Murmeltiere, um sich gegenseitig vor uns zu warnen, wobei auch einige Hirsche und Rehe diese Warnung beherzten. Sie sprangen erstaunlich schnell durch das unbewaldete Gelände und verschwanden hinter einer kleineren Kuppe. Kurz bevor wir den höchsten Punkt erreicht hatten, war der Weg deutlich steiler und steiniger, nicht extrem beunruhigend, aber doch anspruchsvoll.

Fimberpass4

Wegweiser am Fimberpass

Trotz dieser Schwierigkeiten erreichten wir den Fimberpass noch innerhalb der vorgesehenen Zeit und wir konnten entspannt einige Fotos machen. Zu unserer Freude waren auf dem Wegweiser ein Eintracht Frankfurt und ein Thüringen Aufkleber angebracht. In dem Tal der Heidelberger Hütte war noch Sonnenschein, das nächste Tal erwartete uns mit hellen tief liegenden Wolken, die wir von oben erblickten. Es waren keine Regenwolken und sie würden sich bald auflösen.

Die „Abfahrt“ vom Fimberpass in Richtung Ramosch gestaltete sich kurz. Schon nach einigen hundert Metern war die Strecke mit unseren Rädern und Fahrkünsten nicht mehr zu meistern. In dem Moment mussten wir einsehen, dass auch Höhenmeter, die man hinabfährt, lange brauchen können. Auf dem Weg runter, der immer wieder kurze Abfahrten zuließ, und danach doch schiebend bewältigt werden musste, sahen wir mehrere Murmeltiere und ein paar Greifvögel. Eines der Murmeltiere traute sich ungewöhnlich nah an Maria, so dass einige gute Fotos entstanden sind. Es stellte sich nur kurz danach heraus, dass Maria vor dem Fluchttunnel stand, den das Murmeltier panisch zu erreichen versuchte. Im etwas flacheren Teil des Abschnitts konnte man sich an der Fahrtechnik versuchen und über Geröll, in ausgewaschenen Rinnen und in einem leeren Flussbett üben. Letzteres wurde einem Mitfahrer zum Verhängnis, da er durch eine kleine Unachtsamkeit die Kontrolle verlor. Der Sturz blieb zum Glück folgenlos.

Nachdem man über eine große Holzbrücke das aktuell trockene Flussbett kreuzte, begann nach etwa 3 Stunden des Schiebens ein langer fahrbarer Abschnitt. Hier trafen wir die ersten Wanderer und später auch Spaziergänger sowie Reiter. Ein übermütiger Hund hätte auf diesen Wegen beinahe zu dem zweiten Sturz geführt, dank guter Bremsen konnte aber Schlimmeres vermieden werden.
In den kleineren Städten hatten wir uns trotz der Navigation ein paar Mal etwas verfahren, da viele verzeichnete Pfade in Wirklichkeit aussahen, als führten sie über Privatgelände und durch Weiden. Letzteres taten sie tatsächlich, wobei die Kühe am anderen Ende der Weide damit beschäftigt waren, nach Autos Ausschau zu halten. Der letzte dieser Pfade endete in Ramosch und war so steil, dass unsere Bremsen ein dauerhaftes Quietschkonzert gaben, Sebo und ich stets befürchteten über unser Vorderrad zu fallen und am Ende sogar Qualm von den Bremsbelegen aufstieg. In Ramosch selbst hofften wir auf eine Bäckerei um Energie für den Anstieg zu erlangen und meine leichten Kopfschmerzen mit einem Kaffee zu heilen. Die Suche blieb vergebens und so ging es über ein kurzes Stück Landstraße nach Sur En.

In Sur En, eigentlich mehr ein Campingplatz mit einigen Hotels, war Zeit für eine ausgedehnte Mittagsrast. Zu diesem Zeitpunkt war uns bereits klar, dass es schwer werden würde, pünktlich anzukommen, nichtsdestotrotz brauchten wir etwas im Magen. Mit 4.50 € war das Kaffeegetränk nicht so teuer, wie man es in der Schweiz befürchten musste, die Kellnerin war sehr freundlich und es tat gut, in der Sonne zu sitzen. Da wir uns der 14:00 Uhr Marke näherten, wollten wir in der Sesvenna Hütte anrufen, unsere Verspätung ankündigen und den Hüttenwirt darum bitten, uns etwas zum Essen bei Seite zu legen. Dieser sah unsere Besorgnis allerdings nicht ein und verkündete freudig, dass wir ja in 3 Stunden oben seien.

Uina Tal

Uina Tal

Das Val d’Uina war tatsächlich so schön, wie es beschrieben wird. Zunächst ging es der Uina folgend auf asphaltierten Wegen durch das enge Tal. Noch waren die Hänge bewaldet, viele Wanderer kamen entgegen und die Sonne schien durch die Äste. Hier war es möglich, langsamen Tempos zu fahren, doch die sich anbahnende Erkältung von Maria zwang uns schon bald dazu, wieder zu schieben. Bei im Schnitt 14 % Steigung war dieser Weg trotzdem schnell überwunden. Weiter oben begann der Untergrund steiniger und schmaler zu werden, war aber kaum fordernder als zuvor. Einzig ein an uns vorbeifahrendes Bergtaxi wirkte hier fehl am Platz. Die Zahl der Wanderer nahm mit zunehmender Höhe und fortschreitender Zeit ab. Eine der letzten Begegnungen war ein Bergtaxi, das diesmal entgegenkam und einige frustriert dreinschauende Wanderer ins Tal zurückfuhr. Hinter Uina Dadaint, einem kleinen Weiler, und den dazugehörigen Weiden, erblickten wir die Schlucht. Entlang einer grauen Wand aus Fels war ein kleiner Weg geschlagen, der von unten ebenso gefährlich wie steil aussah. Auf dem Trampelpfad dorthin befand sich ein Schild, das Radfahren verbot und zum „Stoßen“ oder Tragen aufforderte. Eine Selbstverständlichkeit, dachten wir beim Überqueren eines wackeligen Stegs über einen tiefen Abgrund.

BrückeUina

Brücke in der Uina Schlucht

Mittlerweile war es nach 17:00 Uhr und wir hätten bereits oben ankommen sollen. Mit schlechtem, teils gestörtem Empfang riefen wir den Hüttenwirt erneut an. Er begrüßte uns mit den Worten „Ihr sollt fahren, nicht telefonieren!“, viel mehr war wegen der Verbindung kaum möglich. Etwas verzweifelt lachend, waren wir doch hoffnungsfroh, dass er verstand, worum es ging. So unheimlich die Schlucht zunächst auch wirkte und so gefährlich wie die fehlenden Geländer waren, so beeindruckend war sie auch. Die schmalen in den Fels geschlagenen Wege mit kleineren Höhlen verfehlten ihre Wirkung nicht. Trotzdem war es gut, endlich das Ende der Schlucht zu erreichen und auf dem nun folgenden flacheren Wegen über den Schlinigpass zur Hütte zu gelangen.
Spätestens jetzt verhinderte Marias Erkältung aber jede noch so kurze Fahrt und Sebo musste ihr an den gelegentlich steileren Abschnitten helfen, während ich versuchte, auf die nächste Anhöhe vorzustoßen. Irgendwo musste diese Hütte doch sein, aber jedes Mal erblickte ich dasselbe gleichförmige Land und musste wohl so enttäuscht geschaut haben, dass die anderen sofort wussten, es würde so weiter gehen. Die Dämmerung setzte ein, verwöhnt von den 31 °C, die wir im Tal hatten, wurde uns zügig kalt.

Nach insgesamt mehr als 10 Stunden, die überwiegend sehr schön aber auch herausfordernd waren, konnten wir endlich die alte Sesvenna Hütte an einem kleinen See sehen. Aus den Erzählungen wusste ich, dass nur noch eine Kurve kam, wir also bis zur Hütte rollen konnten. Dort angekommen konnten wir die Fahrräder in einer Rumpelkammer wegsperren und wurden herzlich empfangen. Unser Gepäck sollten wir erstmal einfach ablegen und zum Essen gehen. Dazu bot uns der Wirt noch einen Schnaps.

Sesvennhaus

Altes Sesvennahaus neben der Sesvenna Hütte

In der gemütlichen kleinen Stube saßen einige Wanderer, die schon gegessen hatten und sich lautstark und guter Laune unterhielten. Wir dagegen sackten erschöpft in die Stühle und versuchten uns zu sammeln. Während eine Katze damit kämpfte, sich zwischen Küche und Stube zu entscheiden, brachte der Wirt jedem einen Schnaps, nahm die Getränkebestellung auf und kam schon wenig später mit dem Abendessen. Die Hütte, wegen deren Preis wir uns eins schwer getan hatten, überraschte mit vier gut zubereiteten Gängen, die ihr Geld sicherlich wert sind. Es gab eine hervorragende Vorspeisensuppe, einen kreativen Salat, das Hauptgericht war zwar einfach gehalten (Speck, Ei und Kartoffeln), aber wirklich gekonnt zubereitet. Als schließlich die Schale Joghurt zum Nachtisch kam, waren wir bereits satt und wieder einigermaßen wiederhergestellt.
Nun mussten wir noch duschen, was zwar extra kostet, aber nach der duschfreien Nacht im Winterraum nötig war. Hier gab es einen von zwei Kritikpunkten an der Hütte: Die Dusche war schlecht belüftet und daher gab es dunkle Flecken an der Decke, außerdem ist das Abwasserrohr entweder leicht verstopft oder unterdimensioniert.
Das Bettenlager, in dem wir uns danach einfanden, war eines der gemütlichsten auf unserer Tour. Bedingt durch die Größe der Hütte, mangelte es zwar an Ablagemöglichkeiten, aber damit konnten wir uns arrangieren, zumal in dem Achterlager noch drei Betten leer blieben.

Ausgaben

Maria:

0,50 €

Sebo:

0,00 €

Bernhard:

0,00 €

Nach der sparsamen Nacht in einem Winterraum folgte die teuerste Etappe. Zu mittag gab es eine Kaffeepause, bei der Sebo und ich ungefähr 5€ in ein Getränk und Maria 9.5€ in einen Apfelstrudel investierten. Die Nacht in der Hütte zuzügliche einer Duschraumbenutzung und eines Getränkes kostete uns je etwa 45.00 €, hier waren das hervorragende Abendessen und Frühstück mit inbegriffen.

Transport: 00.00 € pro Person

Snacks: 9.50 € (1x)

Kaffee: 5.00 € (2x)

Einkäufe: 0.00 €

Abendessen: 0.00 € (inkl.)

Übernachtung: 45.00 € (+ Getränk +Dusche)

Bilder

Videos (iFrame-YouTube)

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