Überetscher Hütte

2017 Etappe 05 – Bozen zur Überetscher Hütte

Eckdaten

Strecke:

0,90 km

Anstieg:

0 m

Abstieg:

0 m

Dauer:

0,25 Std.

Tagebucheintrag

Nach einer unruhigen Nacht wachten wir in Bozen auf. Freundschaft werden wir mit dieser Stadt nicht mehr schließen. Aufgrund des Vorfalls im Bahnhofspark, aber auch wegen der lauten Straße, denn das Fenster hatten wir zum Lüften offen, und einer Straßenlaterne auf Höhe des Raumes, war es eine der unerholsamsten Nächte. Dennoch, wenn man nicht gerade im ersten Stock auf der Straßenseite übernachtet ist die Jugendherberge wahrscheinlich gar nicht so schlecht und das Frühstück war wirklich gut. Außerdem waren unsere Fahrräder noch da wo wir sie abstellten.

Der Tagesplan sollte uns über teilweise grauenhaft steile Wege hoch zur Überetscher Hütte (Rifugio Oltradige Al Roen) führen. Natürlich wäre es leicht möglich innerhalb einer Etappe von Bozen entlang des Etsch zum Garda See zu fahren. Das fühlte sich aber nicht richtig an und so wollten wir noch einen Zwischenstopp am Mendelpass einlegen. Den Telegraphensteig der eigentlich die Straße abkürzen sollte stellte sich dann aber zumindest hinauf als schier unfahrbar heraus und so nutzen wir doch die Passstraße.

Wir schafften es pünktlich um 9:00 Uhr wieder auf den Rädern zu sitzen und konnten schnell aus der Stadt fliehen. Diesmal immerhin auf dem gut angelegten Radweg den unsere Navigation am Vorabend nicht akzeptieren wollte. Gut eine halbe Stunde später führte uns der Radweg über den Etsch und vorbei an dem Messner Museum sowie kleineren Weinbergen in Richtung St. Michael. Die Steigung war konstant und in den vielen schattigen bewaldeten Abschnitten auf asphaltierten Wegen leicht zu überwinden. Eine kurze Pause gönnten wir uns trotzdem, um Bozen mental hinter uns zu lassen und uns auf den letzten Teil des Alpencrosses einzustellen.

Sankt Michael-Eppan war bereits die letzte Siedlung, sieht man von der Ansammlung von Restaurants und Hotels auf dem Mendelpass ab, die wir auf dieser Etappe durchquerten. Es ist eine wunderschöne Kleinstadt in der die Welt noch in Ordnung zu sein scheint und daher nicht nur verglichen mit Bozen ein Idyll. Man fährt hier erst durch eine kleine Altstadt, vorbei an spielenden Kindern und alten aber gut sanierten Gemäuern, dann umfährt man ein kleines Kloster und steigt weiter hinauf in die Weinberge, in denen ein Schloss thront.

Oberhalb des Schlosses fuhren wir einen Trampelfahrt in südlicher Richtung und kamen in einen kleinen Waldausläufer, der sich schnell verdichtet. Bald sah der Wald verwunschen aus. Zwischen den Bäumen lagen moosbewachsene Felsen teilweise führte der Weg durch tiefe Graben in der Landschaft. Verstärkt wurde das ganze durch die kalte aber dennoch feuchte Luft, die uns hier umgab. Immer mehr Wanderer kamen uns entgegen, woraus wir schließen konnten, dass wir zufällig entlang einer Touristenattraktion fuhren, bzw. in diesem Fall eher schoben. Die sogenannten Eislöcher von Eppan, wie wir später herausfanden, sind eine natürliche Besonderheit. Der Fels kühlt hier herabströmende Luft so sehr herunter, dass in den schattigen Löchern der Felsen auch im Sommer kleine Eisansammlungen zu finden sind.

Maria

Maria auf der Mendelpassstraße

Wieder auf der Passstraße angekommen begann die harte Arbeit. 15 Kehren und 800 meter Höhendifferenz auf 13 Straßenkilometern und wenig schatten. Zumindest war die Steigung über lange Teile konstant bei 5 – 10 % und nachdem uns anfänglich einige Autos und insbesondere zwei hässliche Quad/Go-Kart Kreuzungen teilweise viel zu schnell und eng überholt hatten, wurde es gegen 14 Uhr endlich ruhiger. Zu dieser Zeit waren wir auf dem langen und kehrenfreien Abschnitt mit Blick auf das Überetsch und das Etschtal. An dieser Stelle lässt die enge Straße, an deren linken Seite ein steiler Abhang liegt und deren rechten Seite mit massiven Strukturen gegen Steinschlag gesichert ist, ohnehin kein schnelles fahren zu, insbesondere da der Gegenverkehr kaum genug Platz hat. Erst als wir die letzte Ansammlung enger Kehren erreicht haben, wurden wir von einem Testosteron ausdünstendem BMW Modell M3 mit teilweise quitschenden Reifen erst ein- dann überholt. Wenige Momente später, um 14:30 Uhr, erreichten wir dann endlich den Mendelpass.

Trotz kaltem Wind setzten wir uns in den Außenbereichs eines Restaurants und gönnten uns Nudeln, Kaffee bzw. Kakao und Eis bzw. Apfelstrudel.  Selbst der sonst asketische Sebo konnte sich diesmal nicht zügeln.  Die nun folgenden 7 km auf Waldwege hatten wir etwas unterschätzt, da die Steigung auf dem Höhenprofil geringer aussah, stellenweise aber doch die vorangegangene Passstraße übertrafen bei gleichzeitig geringere Kraftübertragung auf dem staubigen und steinigen Böden. Außerdem merkten wir nun auch die schwindende Energie in den Beinen. Auf der anderen Seite war der Waldweg zwischen dicht gedrängten Baumgruppen mit den vielen freundlichen Wanderern eine schöne Abwechslung zur bisherigen Straße.

Der Weg endet direkt an der Überetscher Hütte in zwei Steigen, einem hinab nach Tramin (Termeno) und einen hinauf  auf den Gipfel des Roen (2116 m). In diese Sackgasse verirrten sich zumindest am frühen Abend nur noch wenige Wanderer, dennoch saßen noch ein paar Gäste auf der Terrasse als wir um 17:00 Uhr und somit ungewöhnlich früh ankamen. Begrüßt wurden wir zunächst von zwei kleinen Hunden, die erfolglos versuchten uns zu verbellen, dann dem Hüttenwirt der unsere Fahrräder im Winterraum verschloss. Zum Winterraum muss man über das Außengelände der Hütte. Dieses zeugt davon, dass der Hüttenwirt selbst Kinder hat. Mit viel Liebe zum Detail wurde hier ein Abenteuerspielplatz für Kinder jeden Alters eingerichtet. Während wir im offensichtlich meist als Lagerraum benutztem Winterraum standen erklärte er uns in gut verständlichem Deutsch, dass aufgrund seiner mangelhaften Deutschkenntnisse seine Tochter, die aus der Stadt zu besuch war, alles weitere erklären würde.

Matratzenlager

Matratzenlager in der Überetscher Hütte

Bei der darauf folgenden Hüttenführung wurden wir darauf hingewiesen, dass nur kurzzeitig warmes Wasser zur Verfügung stünde (17 Uhr – 19 Uhr) und es auch nur zu dieser Zeit möglich sei die Handys aufzuladen, denn die Hütte hat keinen Stromanschluss und der Generator würde nicht durchgehend laufen. Durch den Gastraum führte man uns vorbei am Waschraum und hoch zum Matratzenlager im ersten Stock. Man sah dem Matratzenlager zwar an, dass es seine besten Jahre hinter sich hat, es ist vollgestellt mit alten aber bequemen Metallhochbetten, unbeleuchtet und dunkel. Trotzdem wirkte es sehr gemütlich und wir fühlten uns gleich wohl. Auch gerade weil alles ein wenig rustikaler erscheint und nach dem Duschen am Tisch nicht alle 5 Minuten gefragt wurde, ob wir noch etwas wollen, fühlte man sich wie ein Teil der Familie. Das Abendessen war ausgezeichnet und die hausgemachten Getränke, ein Apfelsaft und eine Holunderlimonade, sind absolut empfehlenswert. Wer also auf ein paar kleine Annehmlichkeiten verzichten kann und einen puristischeren Aufenthalt in einer freundlich geführten Schutzhütte mit sonst gutem Angebot verbringen will, dem ist Überetscher Hütte (Rifugio Oltradige Al Roen)  absolut zu empfehlen.

Ausgaben

Maria:

0,00 €

Sebo:

0,00 €

Bernhard:

0,00 €

Das Frühstück war im Übernachtungspreis des Vortages mit inbegriffen. Mittags gaben wir zwischen 9 und 16 Euro auf dem Mendelpass aus. Danach folgten 40 – 45 Euro für die Übernachtung, Frühstück und Abendessen auf der Überetscher Hütte.

Mittagessen: je 9 – 16 €

Abendessen: 20 – 25.00 € (Essen & Getränke)

Übernachtung: 10.00 €

Duschen: 4,00 €

Frühstück (Folgetag): 6€

Bilder

Videos (iFrame-YouTube)

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