Etappe04 Titelbild

Etappe 04 – von Meran zum Schlernhaus

Eckdaten

GPX-File

Strecke:

0,8 km

Anstieg:

0 m

Abstieg:

0 m

Dauer:

0,25 Std.

Tagebucheintrag

Nachdem die Erkältung von Maria größtenteils überwunden schien, starteten wir voller Hoffnung unsere nächste Etappe. Schon der verschobene Etappenbeginn in Meran, anstelle der Schutzhütte Nasereit, würde uns den Tag erleichtern. Nachdem wir am Vortag während einer schnellen Recherche an unserer undurchdachten Routenplanung schier verzweifelt waren, hatten wir uns entschieden mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Etappenzwischenziel Tiers zu fahren. So sollten wir all unsere Energie auf den Aufstieg zum Schlern konzentrieren können und sicherlich früh am Schlernhaus eintreffen.

BikeTransport

Mountainbiketransport in der Bahn

Gut erholt machten wir uns auf den Weg. Die Fahrt zum Bahnhof brauchte nur wenige Minuten und der Ticketkauf verlief reibungslos. In Italien braucht man für das Fahrrad ein Tagesticket, welches mit 7,50 € zu Buche schlägt, das Bahnticket von Meran nach Bozen kostet weitere 5,00 € pro Person. 20 Minuten vor Abfahrt haben wir dann im Zug Platz genommen und konnten die restliche Zeit nutzen, um meine vorderen Bremsbeläge zu tauschen und die ersten Postkarten zu schreiben.

In Bozen (Bolzano) hatten wir eine Viertelstunde zum Umsteigen – mehr als genug, wenn man weiß wo die Busse halten. Der Busbahnhof direkt am Bozener Hauptbahnhof ist leider nicht der richtige. Durch einen etwas unheimlichen Park geht es mit ein paar Minuten Fußmarsch zum großen Busbahnhof, an dem unser Bus bereits abfahrbereit wartete. Der hilfsbereite Fahrer unterstützte uns dabei, die drei Fahrräder im gerade so ausreichenden Stauraum zu verladen und fuhr dann mit einigen Minuten von uns verschuldeter Verspätung los. Die Busfahrt kostete nochmal etwa 3.30 € pro Person, wobei unser Fahrradticket weiterhin gültig war.

In Tiers konnten wir dann aussteigen, die „Fahrt“ auf den Berg einläuten und nebenbei noch die Postkarten loswerden. Um etwas Geld zu sparen, besorgten wir im Supermarkt noch ein paar Konserven für den Abend. Die Auswahl zwischen eingelegten Innereien, Thunfisch mit Bohnen, Bohneneintopf und Gemüseeintopf war so eingeschränkt, dass sie uns eine Weile beschäftigt hat. Als Stärkung für den Weg holten wir uns noch Croissants und ein Brötchen, sowie ein paar Scheiben Wurst, die wir auf dem Platz vor der Bäckerei zu uns nahmen.

Während des Mittagssnacks begegnete uns noch ein Einheimischer gehobenen Alters, dessen stählerne Waden von einigen Jahren Mountainbike-Erfahrung in seinem Bergdorf zeugten. Er wollte uns, aus der Bäckerei kommend, in ein nettes Gespräch verwickeln, das sich meiner Erinnerung nach in etwa so abgespielt hatte:

Mann (mit lokal gefärbten Akzent): „Wo wollt ihr heute noch hin fahren?“
Ich: „Zum Schlernhaus, über die Bärenfalle und den Prügelsteig.“
Der Mann reagiert nicht weiter und wir wundern uns, ob er uns nicht verstanden hat. Ich wiederhole also: „Über die Bärenfalle und den Prügelsteig“. Ein paar weitere stille Sekunden vergehen, bevor der Mann halblaut aber herzlich beginnt zu lachen. Das Lachen unterbricht er nur kurz mit den Worten: „Die Welt ist groß, man muss sie kennen lernen“, dann lacht er wieder, während er sich auf sein Fahrrad schwingt und fortradelt.

Vor Verzweiflung konnten wir nur noch lachen und auf das Beste hoffen. Für einen Anstieg von der anderen Seite des Berges war es zu spät und eine weitere Nacht im Tal wäre gleichermaßen teuer wie enttäuschend.

Die ersten Kilometer aus der Stadt Tiers über Weißlahnbad zum Beginn des richtigen Anstiegs ließen sich noch sehr gut fahren, dann begann, mit einem Schild „3h 50 Min Gehzeit“, der Weg über die Bärenfalle. Rund vier Stunden… wenn wir einen Teil fahren können, sind wir schneller als die angegebene Gehzeit, schiebend möglicherweise etwas langsamer, aber wir müssten es doch schaffen.

Erster Anstieg

Anstieg zum Schlern bei Weißlahnbad

Der Weg begann recht steil und schmal, wäre aber unter Umständen fahrbar und wir kamen zügig voran. Abschnittsweise, wie auf dem Bild zu sehen, konnte der Weg sogar richtig flach werden. Vor dem „Tschetter Loch“ zog die Steigung an und wir mussten die Schlagzahl erhöhen, um unseren Zeitplan zu halten. So bleib keine Zeit, um diese markante Stelle näher zu betrachten. Kurz darauf mussten wir erkennen, weshalb uns so viele vor dem Weg gewarnt hatten: In einer engen Schlucht führte ein kleiner Weg mit vielen Stufen und engen Kehren rauf zur Bärenfalle. Die ersten Wanderer kamen uns verwundert entgegen und sprachen uns wenig Mut zu, denn der Weg würde noch deutlich steiler werden.

Je weiter wir kamen, umso mehr wandelte sich die Verwunderung über eine kurze Phase des Lachens hin zur Bewunderung. Spätestens ab der Bärenfalle wurden wir von jeder Wandergruppe meist verdeckt fotografiert und alle fanden ein paar nette Worte. Im Bereich der Bärenfalle selbst, auf guten Holzbrücken und -treppen, welche nicht für Fahrräder konzipiert sind, wurde es kurz entspannter. Die Bärenfalle erscheint nach den bisherigen Strapazen weniger schlimm, als wir erwarten mussten. Hier trafen wir dann zunächst auf zwei Frauen, die mit britischem und amerikanischem Akzent auf Englisch sprachen und offensichtlich beeindruckt waren. Kurz darauf, direkt hinter einer geschnitzten Bärenfratze, folgte eine Wandergruppe mit einem Alpin erfahrenen Führer, der uns entgeistert ansah und fragte, ob wir wissen was wir tun. Natürlich nicht, wir folgen der Navigation, aber so genau wollten wir ihm das nicht sagen. Stattdessen erfreuten wir uns an den bewundernden Blicken seiner Wandergruppe. Gerade die sportlicheren Teilnehmer klopften uns auf die Schulter und bekundeten ihren Respekt.

Auf meine Frage, was die Geschichte hinter der Bärenfalle ist, erklärte mir der Wanderführer noch schnell, dass hier vor 200 Jahren der letzte Bär gefangen worden war. Irgendwie schade, dachte ich, aber andererseits will ich mir nicht vorstellen, wie es sich damals anfühlte, auf den Hochebenen seine Kühe alleine zu bewachen, während Bären durch die Almen streifen.

Nach den Holztreppen folgen einige steile und hohe Steinstufen, deren Überwindung kraftraubend ist, und dann wieder ein schmaler Pfad, der zwar leicht begehbar ist, aber durch das Risiko eines tiefen Sturzes ein mulmiges Gefühl hervorruft.

Endlich ist die Bärenfalle geschafft und die Umgebung wird flacher. Eine Wegkreuzung zeigt uns einen direkten Weg zum Schlernhaus an, der nicht mit unserem Navigationsdaten übereinstimmt. Er scheint ausschweifend und daher hoffentlich flacher zu verlaufen. Da wir unseren Navigationskünsten nicht mehr vertrauen, folgten wir den Schildern und begingen einen schmalen Weg, der oft am Hang verläuft, aber selbst nicht steil ist. Hier begegneten uns die letzten Wandergruppen und es gab nur noch wenige Hindernisse zu überwinden. Am oberen Ende eines Wasserfalles ist eine große Hochalm, die wohl erst seit wenigen Tagen verlassen war. Hier rasteten wir, um dann die letzten Kilometer zu begehen.

Schon nach der nächsten Steigung konnte man das Schlernhaus sehen, dennoch war es zu diesem Zeitpunkt noch über 30 Minuten entfernt.

Als wir schließlich angekommen waren, wurden wir eher kühl und professionell empfangen. Unsere Räder durften wir im Winterraum abstellen und zunächst ging es in das große Restaurant. Hier verstummten alle kurz und mustetern uns wenig wohlwollend. Nach dem guten und bezahlbaren Abendessen (ca 8,00 € für eine Portion Spaghetti Bolognese) wurde die Kellnerin deutlich freundlicher und erklärte uns, wie wir in das Bettenlager gelangen.

Das Bettenlager im Schlernhaus ist zwar recht groß, war aber leider nahezu voll besetzt und die Matratzen so dünn, dass man die Holzplatte deutlich unter sich gespürt hat. Ein großer Nachteil ist auch das Fehlen von Duschen. Ein großzügiger, leider kalter, Waschraum mit zwei warmen Wasserhähnen ermöglicht hier aber die Körperpflege.

Ausgaben

Maria:

0,78 €

Sebo:

0,64 €

Bernhard:

0,58 €

Für die erste Bahnfahrt brauchten wir insgesamt 15,00 € sowie drei Fahrradtickets a 7,50 €. Für den Bus kamen weitere 10,00 € zusammen. Beim Bäcker haben wir je weniger als 2,00 € ausgegeben, zwei Einkäufe mit Abendessen, bzw. Frühstück für den nächsten Tag und ein paar günstigen Karabinern kosteten zusammen etwa 24,00 €. Die Nacht im Schlernhaus jeweils 12,00 €, dazu Getränke für je 4,00 € bzw. 2.30 € und zwei Abendessen die mit je etwa 8.00 € zu Buche schlugen.

Transport: 15.50 € pro Person

Snacks: unter 2.00 € pro Person

Einkäufe: 8.00 € pro Person (Lebensmittel und sonstiges)

Abendessen: 8.00 € (zwei mal) und 2.30 € bzw. 2 mal 4.00 € für je ein Getränk

Übernachtung: 12.00 €

Bilder

Videos (iFrame-YouTube)

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