Etappe03 Beitragsbild

Etappe 03 – Von der Sesvenna Hütte nach Meran

Eckdaten

GPX-File

Strecke:

0,5 km

Anstieg:

0 m

Abstieg:

0 m

Dauer:

0,50 Std.

Tagebucheintrag

Die Nacht in der Sesvennahütte verlief ruhig und angenehm. Da wir nur 5 Personen in dem engen Bettenlager waren, hielt sich der Lärm in Grenzen, und die Betten waren bequem. Als dann der Wecker am Morgen klingelte, kam der große Schreck: Maria, die ja am Vortag schon etwas geschwächt wirkte, begann den Tag mit einem unangenehmen Hustenanfall und stark verschnupft. Ausgerechnet jetzt, wo der frei geplante und mutmaßlich schwere Teil unserer Transalp beginnen sollte! Im ersten Moment befürchteten wir, dass unser Abenteuer hier enden würde und ich überlegte bereits, ob wir wohl noch eine Nacht in der Sesvennahütte bleiben könnten. Bevor jemand diese unangenehme Frage aussprechen wollte, gingen wir erstmal zum wahrscheinlich besten Hüttenfrühstück. Zwar waren die Brote etwas trocken, aber die Beilagen umso besser. Einen unerwarteten Bonus verdiente sich der Hüttenwirt, als er mit einer großen Pfanne Rührei den Raum betrat und jedem davon anbot. In keiner anderen Hütte gab es Eier zum Frühstück. Allerdings konnten Maria, welche vorzeitig den Tisch verlassen hatte, auch das gute Frühstück und der Tee nicht helfen. Zum Glück aber ein Aspirin-Erkältungspräparat, das Sebo vorsorglich eingepackt hatte. Nach einer weiteren Pause ging es ihr schließlich so gut, dass wir uns für eine Weiterfahrt entschieden. Auf dieser Etappe sollten wir schließlich weniger Höhenmeter überwinden, als auf allen bisherigen.  Dafür enthielt sie allerdings eine der längsten Talstrecken.

Nun mussten wir also schnell packen und ohne weitere Verzögerung los, denn schließlich hatten wir bereits einige Zeit verloren. Gut, ein paar Fotos von der Sesvennahütte mussten noch drin sein, außerdem stand dort ein gepflegter und ruhiger Esel, den sollte man schon streicheln. Aber gegen 9:20 Uhr machten wir die Räder startklar und der Esel gesellte sich zu Ziegen und Hühnern.

Esel mit Sesvenna Hütte

Esel vor der Sesvenna Hütte

Es begann bei 7 °C und kaltem Wind auf den flachen breiten Wegen, die nur durch einige Steine erschwert waren. Nach einem Zaun mit Drehkreuz fing der erste Abstieg in Richtung Schlinig an. Dieser ist zwar leicht fahrbar, aber zunächst auch so steil, dass sich die verstellbare Sattelstütze bezahlt machte. Auf so guten Wegen war ich noch nie so knapp davor gewesen, über den Lenker zu stürzen, und so saß ich zum Ausgleich fast auf dem Hinterrad. Sebo machte dieselben Erfahrungen, während Maria, ihrer Krankheit geschuldet, ein paar der steilsten Serpentinen schob. Dann ging es auf leichten Wanderautobahnen und asphaltierten Wegen wirklich schnell voran. Ein Verbotsschild für Räder mussten wir allerdings ignorieren, da die Alternative durch einen Elektrozaun und grimmige Kühe versperrt war. Nach einem Stück mit Anstiegen, Singletrails und Waldautobahnen am unteren Hang des Stoamandl, kamen wir in Laatsch auf den Vinschgauer Radweg.

Der Vinschgauer Radweg ist perfekt asphaltiert, breit genug für lockere Überholmanöver und mit einem hunderte Kilometer langen Radwegenetz durch Italien verbunden. In diesem Bereich führt er über Stunden durch kleinere Städtchen und größere Apfelplantagen, deren Bewässerung eine unfreiwillige Dusche brachte. Zwar wurde uns von unbehelligten Apfeldieben berichtet, wer aber bereit ist, einen fairen Preis zu zahlen, stößt irgendwann auf einen Selbstbedienungsstand. Der erstaunlich große Apfel kostete hier 30 Cent, ein Becher Apfelsaft kaum mehr.

Ein weiterer Vorteil an dieser Fahrradader durch Norditaliens Täler ist die ausreichende Versorgung mit Fahrradläden und -werkstätten. Als meine hintere Scheibenbremse begann, bei jeder Umdrehung ein Geräusch zu erzeugen, mussten wir nicht weit fahren, um uns fachlich beraten zu lassen. Am Ende war nur der Belag abgenutzt, den wir mit unserem Notwerkzeug womöglich auch hätten tauschen können. Der Fahrradhändler hatte keine Belege für die Avid Code R, verbaute aber ohne Murren die mitgebrachten Ersatzteile und nahm sich noch Zeit, die Bremse vernünftig einzustellen. Für die etwa 20 Minuten Arbeitszeit wollte er 10 €, die ich ihm bereitwillig gab.

Die am Computer geplante Route wies Schwächen auf. Mehrfach wurden wir von dem Radweg, der am Ende unser Ziel, die Stadt Naturns, kreuzte, auf vermeintlich kürzere Landstraßen geführt. Hier nimmt man keine Rücksicht auf Radfahrer und bei mehreren Überholmanövern hat man uns fast umgebracht oder einen Unfall mit Dritten provoziert. Irgendwann haben wir dann die Navigationsgeräte ignoriert und folgten dem Radweg. Das Wetter war zu dieser Zeit bereits sommerlich und die Temperaturen übertrafen hier im Tal die 30°C-Marke.

In der Stadt Naturns angetroffen, wurde immer deutlicher, dass Maria zwar äußerlich weitestgehend fit wirkte, aber bei jedem noch so kleinen Anstieg ihre Erkältung zuschlug. Grund genug, auf der Hütte Nasereit, unserem eigentlichen Ziel, anzurufen und nach einem alternativen Weg zu fragen. Hier war man sehr freundlich bemüht uns zu helfen und empfahl eine Seilbahn im ein paar Kilometer und Höhenmeter entfernten Rabland.

Abendessen

Abendessen

Um die Kosten für die Nutzung der Seilbahn auszugleichen, gingen wir noch in Naturns in einen Sparmarkt und besorgten Ravioli für den Abend. Außerdem nutzten wir das offene WLAN der Raiffeisenbank und konnten noch Geld abheben. Auf dem Weg nach Rabland kam ein kleiner Mittagssnack dazu: zwei Frankfurter Würstchen. Dann schafften wir es endlich zur Seilbahn. Wie befürchtet, konnten wir kein Fahrrad in der Seilbahn transportieren. Der Todesstoß für die Pläne, zur Schutzhütte Nasereit zu gelangen. Dort war man immerhin sehr verständnisvoll und stellte uns das nicht in Anspruch genommene Zimmer auch nicht in Rechnung. Dennoch brauchten wir eine Alternative, die zum Glück schon bereit lag. Bis nach Meran, einer größeren Stadt, die auch am nächsten Tag entlang der Route lag, waren es nur noch wenige Kilometer und diese führten ausschließlich bergab. Selbst mit der Erkältung konnte man das schaffen und vor 17:00 Uhr in der dortigen Jugendherberge eintreffen.

Die Jugendherberge erschien schließlich wie ein Luxushotel. Nachdem wir den Alpenhauptkamm nun überwiegend in Bettenlagern schlafend überstanden hatten, gab es hier ein Dreipersonenzimmer mit einzelnen Betten, Balkon und einem eigenem Bad. Die Fahrräder waren sicher im Keller verschlossen und das Frühstück in dem fairen Preis enthalten. Endlich konnten wir entspannt duschen, die Wäsche waschen und hatten genug Zeit, um zum örtlichen Sparmarkt zu laufen, um uns mit einigen Süßigkeiten für die Strapazen des ersten Tourenabschnittes zu belohnen.

Ausgaben

Maria:

0,70 €

Sebo:

0,70 €

Bernhard:

0,70 €

Apfelsaft und Äpfel am Selbstbedienungsstand gab es für etwa 1.00 € pro Person. Ein erster Einkauf in Naturns sollte das Abendessen auf der Hütte ersetzen. Hier investierten wir etwa 11.00 € in Ravioli Konserven. Ein Mittagssnack bestehend aus je 2 Frankfurter Würstchen aus einer duftenden Metzgerei schlug mit gerade einmal 1.50 € zu Buche. In Meran wurden bei einem zweiten Einkauf noch einmal 13.00 € in Genussmittel investiert. Eine Nacht im Meraner Youth Hostel kostete 26.30 € wobei das Frühstück enthalten ist und es zum ersten mal ein eigenes Bett für jeden und eine zeitlich unbegrenzte Dusche auf dem Zimmer gab.

Transport: 0.00 € pro Person

Snacks: 1.50 € pro Person

Einkäufe: 8.00 € pro Person (Lebensmittel und sonstiges)

Abendessen: 0.00 € (Allerlei aus dem Supermarkt)

Übernachtung: 26.30 € (inkl. Frühstück)

Ersatzteile und Reparaturen: 10.00 € (Wechseln der Bremsbelege)

Bilder

Videos (iFrame-YouTube)

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