Eckdaten
Strecke:
Anstieg:
Abstieg:
Dauer:
Tagebucheintrag
Wie bereits aus der letzten Etappe bekannt ist, verbrachten wir unsere Nacht in einem Brixener Hostel anstatt auf der Plosehütte. Mit einer Augenbinde und Ohrstöpseln konnte man hier trotz der nachts vom Bike Festival heimkehrenden Downhiller sehr gut schlafen. Deshalb waren wenigstens zwei von uns gut erholt, als wir morgens nach dem Zähneputzen zu den Ersten gehörten, die den Frühstücksaal betraten. Genau genommen waren wir sogar zu früh, durften uns aber schon mit den bereits vorbereiteten Essen eindecken und auf den wenige Minuten später fertigen Kaffee warten.
Während wir frühstückten und argwöhnisch die Downhiller beobachten, die teils zum Frühstück schon ihren Schulterschutz anhatten, wurde es in der Küche hektisch. Ein paarmal sah ich die für das Buffet verantwortliche Frau mit Tüchern durch den Kücheneingang sprinten. Die Erklärung folgte, als wir unsere Trinkblasen für die Tour auffüllen wollten: Wegen eines Wasserrohrbruches, der in der Nacht unbemerkt für einen größeren Schaden gesorgt hatte, war der Hausanschluss abgestellt. Wir mussten unverrichteter Dinge abbrechen, aber immerhin konnten wir am Empfang unsere kleinen Trinkflaschen mit Mineralwasser befüllen.
Auf dem Weg durch Brixen, gegen 9:17 Uhr, wurde uns nochmal vor Augen geführt, wie christlich diese Stadt ist und wie sehr sie durch das Bike Festival verliert. Man konnte sich vor den rasenden Testfahrern kaum in Sicherheit bringen, insbesondere gab es eine Testrennstrecke mit Zeitnahme. Wir sind außerhalb der Begrenzung langsam durch den Ort geradelt, während Kinder ihren Rekorden nachjagten. An einer Kreuzung dann entleerte sich vor uns eine Kirche eines Schwalls älterer Brixener Bürger. Gleichzeitig an der Ecke angekommen, war der enge Kurvenbereich somit verstopft. Anstatt uns schnell vorbei zu lassen und noch bevor wir rückwärts rollen konnten, hatte der erste Mann die Entscheidung getroffen, uns über die Rennstrecke auszuweichen. Die Herde folgte natürlich wie auf eine Perlenkette gereiht und lief der Strecke entlang bis zur nächsten Öffnung ein Stück hinter uns, so dass wir vollkommen eingekreist warten mussten. Da die Menschenmenge weder etwas für Fahrräder übrig hatte, noch mit der selbst getroffenen Entscheidung zufrieden war, hatten die meisten ein paar böse Blicke übrig und murmelten verärgert, dass es da ja doch eine Strecke für Radfahrer gäbe. Wir konnten uns das Ganze nur besorgt ansehen und hoffen, dass keiner der Juniorrennfahrer in die Gruppe fuhr. Zum Glück passierte nichts.
Nachdem wir Brixen verlassen hatten und ein Stück über den Eisackradweg gefahren waren, wurde die Dichte an Downhillern geringer und wir störten auch keine Spaziergänger mehr. So kamen wir auf den asphaltierten Wegen entlang des Baches, später über die Landstraßen von Neustift und Schabs, in hohen Tempo energiesparend voran. Ein kleiner Nervenkitzel war die überfüllte autobahnähnliche Landstraße kurz vor Mühlbach, nach der wir dann erstmal von der Straße auf einen steilen autofreien Weg nach Vals einbogen. Hier war die Steigung so stark, dass wir nach einiger Zeit wieder auf das bewährte Schieben der Räder zurückgriffen. Wir sahen ein wenig später die letzten Radfahrer, eine Gruppe auf Downhill-Rädern, die uns zu unserer Schande fahrend überholten.
Am Ende dieses Abschnittes hatten wir noch immer keine Wasserquelle und keine Gaststätte gesehen. Vals war unsere letzte Hoffnung, da die Notvorräte langsam schwanden. Die Stadt, die wir auf einer flachen Landstraße erreichten, war zwar größer als befürchtet, aber dennoch hatten Bäckerei und Pizzeria am Sonntagmittag geschlossen. Ein luxuriöses Hotel mit Spa, das etwas ab vom ursprünglichen Weg lag, war unsere Rettung. Hier durften wir die Trinkblasen in einer feudalen Toilette mit goldenen Wasserhähnen problemlos auffüllen, um diese Etappe in der Mittagshitze zu überstehen.
Der folgende Abschnitt war mit im Schnitt 14% und stellenweise 50% Steigung der eigentliche Anstieg. Aufgrund der ausreichenden Zeit sind wir hier auf die unwegsameren und steileren Wanderwege parallel zur Straße ausgewichen. Zwar stieß das nicht auf besonders viel Gegenliebe unter den Wanderern und erforderte wieder viel Schieben, war aber deutlich schöner und kürzer. Immerhin fand der ein oder andere dann doch ein paar nette Worte im Vorbeigehen.
Der letzte Stopp auf dieser Tour war die Fane Alm. Ein kleines rustikales Alm-Dorf, das mittlerweile in großen Teilen vom Tourismus leben dürfte. Hunderte Menschen saßen in den verschiedenen Hütten und erfreuten sich an dem guten und erstaunlicherweise auch nicht zu teuren Essen. Hier konnten wir nicht widerstehen und nahmen uns die Zeit für ein Mittagessen und einen Kaffee. Aus Neugier testeten wir „Käsenocken“, eine Art Knödel mit Käsefüllung. Das Ganze war zwar so fettig, dass man keine „Bärenfalle“ mehr besteigen wollte, aber sehr genießbar und sättigend. Leider so sehr, dass wir später das gute und vergleichsweise günstige Hüttenabendessen nicht mehr brauchten.
Über das nun folgende Wegstück mussten wir am Vortag lesen, dass es „so scheiße steil“ wäre, dass man „nur schieben“ könne. Im Vergleich zur Bärenfalle und den beiden Pässen, die wir überwunden hatten, war diese Einschätzung allerdings dramatisiert. Der Weg war breit und mit einer wassergebundenen Decke in großen Teilen eigentlich befahrbar. Wir schoben trotzdem die meiste Zeit. Gegen Ende kamen dann tatsächlich immer wieder steile Abschnitte, die aber nicht ins Gewicht fielen. Während wir hinaufstiegen war es schon Nachmittag geworden und die meisten Wanderer auf dem Heimweg. Viele, grimmig schauend, hatten sichtlich Mühe sich ein Lächeln abzuringen, wenn wir sie überschwänglich grüßten. Hier waren Radfahrer oder -schieber nicht erwünscht. Offensichtlich waren die meisten dieser Textilsportler Pauschalreisende aus den nahe gelegenen Luxushotels und nicht gewohnt ihre Wege, so breit sie auch waren, teilen zu müssen. Anderen fiel es etwas leichter zu lächeln, da sie uns überheblich schilderten, wie lange und beschwerlich der Weg zur Brixner Hütte noch sei. Auch sie, vermutlich alpin unerfahren, überschätzten die Wege nicht minder, als wir sie zu Beginn der Transalp unterschätzt hatten. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass an diesem Tag auch einige nette Wanderer unterwegs waren. Es war nur ein auffallend anderes Verhältnis als bei den vorangegangenen Etappen.
Früher als erwartet kamen wir in der Brixner Hütte an und konnten das hervorragende Matratzenlager beziehen. Für unsere Fahrräder machten sie sogar die Garage frei und auf unsere Frage, welchen Weg wir am nächsten Morgen einschlagen sollten, diskutierten drei Generationen der Wirtsfamilie über die Optionen. Ein klares Votum gab es leider nicht, denn wie befürchtet waren beide Wege kaum zu empfehlen.
Insgesamt ist die Brixner Hütte drauf und dran, die Sesvennahütte von ihrem Thron zu stoßen. Bezüglich der Freundlichkeit des Personals, der Qualität des Essens und dem Ambiente liegen sie beide gleich auf. Die Brixner Hütte ist aber deutlich preiswerter, wobei das Essen keine vier Gänge hat, und sie bietet die besseren Duschen. Außerdem ist das Bettenlager großzügiger, aber zur Hauptsaison mutmaßlich voller und lauter, da es nahezu doppelt so viele Betten beinhaltet.
Nachdem wir das Bettenlager eingerichtet und uns geduscht hatten, wussten wir kaum etwas mit unserer Zeit anzufangen. So früh waren wir nie auf einer Hütte eingetroffen. Im Gastraum konnte man noch eine heiße Schokolade trinken und bei guter Musik etwas entspannen. Zu uns gesellten sich noch unsere Zimmergenossen, ein Mann aus der Nähe von Frankfurt mit seiner Tochter, die gemeinsam auf einer mehrtägigen Wandertour waren. Nach angeregten Gesprächen brachen wir in das Matratzenlager auf, verzehrten einige unserer Vorräte und gingen bald schlafen.
Ausgaben
Maria:
Sebo:
Bernhard:
Auf der letzten Etappe erlaubten wir uns eine Mittagsrast mit drei Kaffeegetränken und zwei mal Käsnocken für insgesamt 27.00 €. Außerdem kamen noch drei Dosen Cola a 2.50 € für den folgenden Tag hinzu. Am Abend waren wir dann so satt, dass wir das gute Angebot auf der Hütte nicht nutzen konnten. Inklusive Frühstück, Duschen und Matratzenlagerplatz kamen noch einmal 22.50 € hinzu.
Transport: 00.00 € pro Person
Snacks: 27.00 €
Einkäufe: 2.50 € pro Person (Lebensmittel und sonstiges)
Abendessen: 0.00 € (siehe Einkäufe)
Übernachtung: 22.50 € (mit Dusche und Frühstück – optional)