Monte Roen

2017 Etappe 06 – Überetscher Hütte nach Riva

Eckdaten

Strecke:

0,31 km

Anstieg:

0 m

Abstieg:

0 m

Dauer:

0,50 Std.

Tagebucheintrag

Nach einer langen Nacht in der Überetsche Hütte gab es ein ausgiebiges und gutes Frühstück, dass der extra nur für uns vor Ort verbliebene Koch zubereitete. So gestärkt war es für uns kein Problem nahezu pünktlich aufzubrechen. Die letzte Etappe auf dem Weg nach Riva del Garda enthielt zwar nur wenige Höhenmeter anstieg, aber hatte es mit etwa 100 km und einem unwegsamen Start am Göllersteig in sich.

Wir konnten um 9:00 Uhr die Fahrräder aus dem Keller holen und im Nebel mit den Taschen und Geräten bestücken, bevor wir den Einstieg zum Göllersteig suchten. Dieser war mit einem Fahrradverbotsschild ausgestattet und begann sofort als kleiner rauer Pfad. Ohne Motivation den weg des Vortages in umgekehrter Richtung zu fahren, was zeitlich vermutlich nur einen Geringen unterschied gemacht hätte, entschieden wir, dass das Verbotsschild auf das radeln nicht das schieben bezogen ist und stiegen in den Steig ein. Kurze Zeit später überholte uns ein Wanderer, der vorher aus dem Nebel in der Überetscher Hütte ankam und als Stammgast einen Kaffee trank. Da er diesen Weg mit hohen Tempo und wahrscheinlich sehr regelmäßig zurücklegte, war es beruhigend, dass er uns nicht wegen der Fahrräder anmaulte oder uns für verrückt erklärte, nachdem wir ihm sagten wo unser Ziel im Etschtal lag.

Göllersteig

Göllersteig

Die folgenden zwei Stunden verbrachten wir kraxelnd auf dem teilweise sehr steilen Göllersteig und nicht weniger fordernden Waldwegen. Oft löste sich ein einzelner Stein und rollte über etliche Sekunden in die Tiefe und manches mal mussten wir uns gegenseitig helfen um besonders große Stufen zu überwinden. Das Wetter klarte währenddessen auf und bald erreichten wir eine geschotterte Straße, über die wir das letzte Stück des Steiges umgehen konnten. Auf der ersten asphaltierten Straße angekommen sprach uns ein freundlicher Wanderer an und zeigte sich verwundert, dass wir noch nach Riva wollten und vor allem darüber, dass wir nicht auf der Westseite des Roen abgestiegen sind, da diese Seite schöner und besser zu fahren wäre. Für die folgenden Kilometer empfahl er uns erst wieder ein Stück bergauf zu fahren um dann über Corona bei Kurtatsch anstelle von Tramin auf das Tal zu treffen. Diesen Rat nahmen wir an und bereuten es trotz der kurzen Anstrengung nicht.

Ab Corona zeigte sich allerdings, dass wir bei unseren Fahrrädern am falschen Ende gespart haben. Die günstigen Shimano BR Bremsen sind auf den steilen Straße innerhalb kurzer Zeit so heiß gelaufen, dass die Bremswirkung nachließ und ein lautes Kreischen der überhitzten Bremse zu unserem Begleiter wurde. Zwischenzeitlich kam es sogar zur Verfärbung der Bremsscheibe und Funkenschlag. Mit kurzen Pausen hatten wir dann nach etwa vier Stunden die Talebene erreicht und näherten uns zwischen großen Feldern der Etsch.

Kurz vor dem Erreichen der Etsch konnten wir uns in Kurtinig eine kleine Mittagsrast gönnen. Im Teutschhaus hollten wir Kaffee und Kaiserschmarn, zentrierten Sebos Bremse und sammelten in der Mittagssonne Kräfte für die noch folgenden gut 80 Kilometer. Diese waren dann überwiegend flach oder sogar leicht abschüssig und auf dem uns bestens bekannten Etschtalradweg. Leider folgte die Ernüchterung in dem Moment als wir auf den Radweg einbogen und uns ein starker konstanter Wind von Süden her entgegen blies. Die Geschwindigkeit auf etwa 20 km/h zu halten entpuppte sich so als kräftezehrende Aufgabe. Nach nur 14 Kilometern war der Frust so stark, dass wir die erste Raststätte (Bike Break) am Fahrradweg ansteuerten. Diese war speziell auf Fahrradfahrer ausgelegt, mit vielen Tischen im freien, einem kleinen Restaurant, dass an eine Autobahnraststätte erinnerte und einem kostenlosen Trinkbrunnen. Das Essen haben wir dort nicht probiert, aber je eine Limonade getrunken und unsere Trinkblasen aufgefüllt, bevor wir nach kurzem Verschnaufen wieder auf die Sättel stiegen.

Der folgenden Kilometer waren ereignisarm. Wie in Trance pedalierten wir Kilometer um Kilometer in gleichbleibender Umgebung. Mal näher mal ferner von der Etsch, ab und zu überholt von kleineren Rennradgruppen, dann überholten wir wieder Familien mit Kindern oder Radlern mit Panne, die aber jedes Hilfsangebot ausschlugen. Der Gegenwind ließ zum  Nachmittag hin nach und das nahende Ziel sorgte für kleine Motivationsschübe gefolgt von der Enttäuschung, wenn man nach einiger Zeit doch nur wenige Kilometer überwunden hat. Ein wenig aus dem Tritt kamen wir als sich eine Schlange auf dem warmen Asphalt zwischen hohem gras sonnte. Ich konnte ihr noch gerade so ausweichen, doch das Fahrrad hinter mir setzte einen jähen Schlusspunkt hinter ihr noch junges Leben. Mit entsetzen und Schuldgefühlen setzten wir die Fahrt fort.

Erst in Trento, sieht man von kleinen Ausnahmen ab, durchquerte der Radweg Stadtgebiet. Zwischen hohen Bäumen am Flussufer war Zeit für die letzte große Pause. Hier berieten wir vor allem darüber, ob wir Lebensmittel für den nächsten Tag einkaufen sollten. Zum Glück bemerkten wir kurz vor der Entscheidung, dass Supermärkte in Riva auch Sonntags geöffnet haben und die Fragestellung sich erübrigte. So mussten wir auch nicht darüber Mutmaßen ob die Jugendherberge in Riva eine Küche Gästeküche hat.

Auch auf dem Reststück des Etschtalradweges gab es nur wenig Veränderungen, erst in der Gegend um Sacco waren ein paar Weinreben, alte Gemäuer und Altstadtabschnitte ansehnliche Wegpunkte, bevor es dann über die Etsch nach Mori ging. Hier erwartete uns der letzte kleine Anstieg mit nur gut 100 Höhenmetern über den Passo San Giovanni. Auch hier gibt es einen etwa 16 km langen und gut ausgebauten Radweg, entlang der Straße. Während sich die Autos nahezu die gesamte Strecke bis Nago stauten, konnten wir auf dem Radweg entspannt vorbeiziehen. Kurz vor dem höchsten Punkt führt der Weg in einem zu dieser Tageszeit einsamen von Berghängen umringten Wald und ein letzter kurzer Anstieg folgt. Oben angekommen erwartet einen ein leerstehendes Hotel. Nach zweimaligem queren der Straße geht es über den Radweg nur noch bergab. In Nago haben wir uns ein kleines wenig Verfahren, weswegen wir durch den dichten Verkehr in einem riesigen nicht Fahrradfreundlichen Kreisel mussten, bevor wir auf einer kleinen leeren Straße auf Torbole zufuhren. Auf dieser Straße konnten wir im Dämmerlicht zum ersten mal den Garda See sehen. Dieser liegt zwischen steilen Berghängen im Osten und Westen, sowie den historischen Städten Torbole und Riva im Norden. Dieser Moment fühlte sich an wie der Zieleinlauf nach einem Mountainbikemarathon gemischt mit einem klein Wenig Casper David Friedrich.

Riva

Riva del Garda

Am Fuße des Berges stößt man über den Goethe Platz direkt in den Trubel Torboles. Die Romantik verflog in den nächsten Sekunden, die wir uns in mitten von wild gewordenen Autofahrern fanden. Ein Auto setzte zum überholen an um dann 3 meter vor uns in eine Einfahrt zu fahren. Den Zusammenstoß konnten wir gerade noch verhindern. In Riva wurde der Verkehr etwas entspannter und nach kurzer Suche in einer Autofreien Einkaufspassage fanden wir schnell das gut gelegene Hostel. Hier wurden wir nett begrüßt, konnten die Fahrräder sicher verstauen und bekamen gegen einen kleinen Aufpreis ein Viererzimmer für uns drei. Die Austattung des spartanischen Raumes lies zwar zu wünschen übrig, aber das eigene Bad war gepflegt und in gutem Zustand.

Abends schlenderten wir dann zum Hafen und holten uns einen Kebab in dem kleinen Kiosk direkt am Wasser. Zum Schluss dann auch noch einen Crepe bzw. ein Eis in einer kleinen Eisdiele die von einem alten deutschen Ehepaar geführt wurde. Zwar waren die Geschäftsleute nicht mehr die schnellsten und hatten Probleme mit dem Hören, aber kümmerten sich rührig um uns.

Ausgaben

Maria:

0,50 €

Sebo:

0,00 €

Bernhard:

0,00 €

Das Frühstück hatten wir wieder am Vortag bezahlt, also brauchten wir nur eine Kleinigkeit zu Mittag. Abends gab es dann noch einen Kebab am Hafen von Riva. Da wir leider nicht alle Beträge aufgeschrieben haben handelt es sich hier um eine Schätzung.

Snacks: ca. 5.00 € (3x)

Kaiserschmarn: 10 € (1x)

Abendessen: ca 5.00 € (3x)

Übernachtung: 25.00 € (3x)

Bilder

Videos (iFrame-YouTube)

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