Ausblick Stettiner Hütte

2017 Etappe 04 – Stettiner Hütte nach Bozen

Eckdaten

Strecke:

0,94 km

Anstieg:

0 m

Abstieg:

0 m

Dauer:

0,25 Std.

Tagebucheintrag

An diesem Morgen lag die halbe Tour bereits hinter uns. Insbesondere die schönsten Bergetappen gekrönt von der gestrigen Königsetappe waren geschafft. Andererseits lagen der höchste Punkt unserer Tour, das Eisjöchl (2895 m), und eine lange Abfahrt durch das Pfossental direkt vor uns. Beides wunderschöne Punkte einer Transalp. Gerade das Eisjöchl  sollte man in einem Mountainbiker Leben wenigstens einmal überquert haben und so wundert es nicht, dass es sich unter den 100 besten Bike-Touren des Mountainbike Magazins findet (Tour 36).

Stettiner Hütte

Matratzenlager der Stettiner Hütte

Den Tag starteten wir wieder ohne Frühstück und trotzdem langsamer als alle Wanderer. Wir wir das immer schaffen bleibt uns bis heute ein Rätsel. Draußen im Schnee stapften wir bei deutlichen Plusgraden das kurze Stück hinauf zum Eisjöchl. Die Wärmesohlen, die wir endlich testen wollten, waren dabei völlig unnötig, denn es lagen gerade einmal 20 Höhenmeter zwischen uns und dem Eisjöchl und die Sonne schien warm auf uns herab. Trotzdem war auch das kurze Stück noch harte Arbeit, denn die Luft ist in dieser Höhe deutlich dünner und bei jedem Schritt sackten wir einige Zentimeter in den Schnee. Außerdem musste Sebo leidvoll erfahren, dass man ein paar leichte Schuhe für die Stadt mitnehmen sollte. Denn wenn die Radschuhe nicht perfekt sitzen ist die Abwechslung das einzige was einen vor schmerzvollen Blasen schützt. Diese hatte er nun an beiden Fersen und wurde sie bis zum Ende der Tour nicht los. Tapfer lies er sich aber wenig anmerken und wir konnten die Tour fortsetzen. Kurz vor dem höchsten Punkt liegt eine Höhle in dem Berg, die einst unter dem Joch hindurch führte. Unsere Neugier brachte uns vom Weg ab in diese Höhle, vor deren Zugang ein Wall aus Schnee lag, in welchem wir Schritt für Schritt manchmal knietief einsackten. Auf der Rückseite des Walls angekommen, sieht man einige Tropfsteine und etwas loses Geröll im Halbschatten. Nach hinten war die Höhle so finster, dass wir kein Ende erkannten. Auch am hellichten Tag ist diese Höhle unheimlich und was vor uns lag wollten wir dann nicht mehr erkunden. Vermutlich ist das Ende nicht weit im Berg, doch wir kehrten zügig zu Maria zurück. Wenige Sekunden später befanden wir uns dann bereits auf dem Höhepunkt unserer Alpenüberquerung, wo uns ein wunderschönes Panorama empfing. Hier nahmen wir uns dann auch erstmals auf dieser Tour die Zeit um die Aussicht von einem der Passübergänge zu genießen. Dabei sahen wir auf der anderen Seite des Eishjöchls ein Holzkreuz, welches an einen jungen Pfadfinder aus Naturns erinnert, der im Jahr 2005 bei einem Bergunfall durch Blitzeinschlag zu Tode kam. Dieses Kreuz ruft auch in Erinnerung, dass noch in den Zeiten des weitverbreiteten Alpentourismus gefahren lauern, die selbst erfahrene Sportler in Bedrängnis bringen können.

Panoramablick

Panoramablick auf dem Eisjöchl

Der Abstieg führte anschließend über verschneite Pfade, vorbei an dem anderen Ende der hier erkennbar zugeschütteten Höhle, hinunter ins Pfossental. Nach kurzer Zeit trafen wir auf die ersten Wanderer die uns mit einem fröhlichen Lächeln begrüßten. Das zweite Duo führte zur einzig weniger erfreulichen Begegnung. Während wir an den beiden Wanderern vorbei schoben teilte uns der Mann mit künstlich entrüsteter Stimme mit, dass er es für Wahnsinn hält, was wir machen. Wir ließen dies unkommentiert und ich musste ein wenig schmunzeln, bei dem Gedanken an die Steinkarscharte, die Schneebergscharte und die Bärenfalle, mit denen verglichen das Eisjöchl leicht zu überqueren ist.

Nachdem wir den Schnee hinter uns ließen, war es Maria die endlich wieder fahren wollte. Möglicherweise als Ausgleich zu der gestrig verlorenen Abfahrt, stiegen wir schon früh auf die Räder. Die Wege waren hier, im von hohen schneebedeckten und scharfen Bergen umringten Pfossental, flach und mit großen Steinplatten gepflastert. Einzig die regelmäßigen, mit spitzen Steinplatten umrandeten Wasserrinnen waren eine kleinere Herausforderung. Am einfachsten ist es hier kurz zu stoppen und die Rinnen zu überlaufen, aber meist gab es auch ausgewaschene Seiten, über die man fahren kann. Wer es etwas eiliger hat kann die Rinnen auch überspringen. Dabei ist allerdings das erhöhte Gewicht aufgrund des Gepäcks zu berücksichtigen. Wenn dann noch der Reifendruck zugunsten der Bodenhaftung niedrig ist, muss es zur Katastrophe kommen: Sogenannte Snake-Bites, also ein Paar länglicher paralleler Risse im Schlauch. Natürlich war ich es, der diese Panne im Übermut provozierte.

Fahrradreparatur

Fahrradreparatur im Pfossental

Aber man hat auf einer Alpenüberquerung vorgesorgt. Für dreifache Sicherheit sorgen das Pannenspray, ein paar Flicken und auch Ersatzschläuche. In ein paar Minuten ist damit jeder platte Reifen wieder fahrbar. Es sei denn alles geht schief. Wir hatten die Geschwindigkeit des Luftverlustes falsch gedeutet und ein kleines Loch vermutet. Das schnelle Pannenspray blies den Reifen innert Sekunden auf und der Dichtschaum begann zu wirken. Leider war die Wirkung unkontrolliertes Austreten aus den viel zu großen „Snakebites“. Den Fehler bemerkend versuchten wir die klassischen Flicken zu verwenden. Dieser reichten gerade so über die länglichen Risse und konnten diese abdichten. Sobald aber Druck auf dem Reifen war, löste der Abdichtschaum den Kleber der Flicken und bahnte sich einen Weg. Drei, vier Versuche machten wir, aber es gab keinen Halt für die Flicken. Leicht frustriert sollte es der Ersatzschlauch endlich richten. Durch einen versehentlichen Fehlkauf war dieser nicht breit genug und füllte den Mantel nicht aus. Er reichte gerade um die Felge zu schonen und ermöglichte es uns das kurze Stück über den Wanderweg und durch eine Kuh- und Ziegenweide zum Eishof schiebend zurückzulegen.

Mit einem Kaffee und Knödeltris stärkten wir uns hier und unterdrückten den Frust nach erneut vielen verlorenen Stunden und einer verdorbenen Abfahrt. Unter großer Anteilnahme vieler Wanderer versuchte Maria parallel den letzten Rest des Dichtschaumes aus dem ledierten Reifen zu drücken, während Sebo und ich mit zwei zu kleinen teilweise aufgeblasenen Schläuchen den Mantel ausfüllen wollten. Beides war von mäßigen Erfolg gekrönt. Der erste Versuch mit zwei Schläuchen führte zu unterschiedlich dicken und verdrillten Stellen, der Dichtschaum lies sich nicht vollständig herauspressen. Mit dem Tesa-Gewebeklebeband eines Wanderers und einigen Flicken hatten wir schließlich eine passable Lösung gefunden.

Nun konnten wir endlich mit ordentlichem Tempo weiter radeln. Viele der Ausflügler, die uns während der Tortur sahen jubelten uns zu und freuten sich sichtlich über unseren Erfolg. Die Freude währte aber nur kurz. Beim nächsten Anstieg verhielt sich das Rad schwammig, so dass ich fast gestürzt wäre. Ein schleichender Plattfuß hatte sich gebildet und der Reifen verlor mit jedem mal Aufpumpen schneller an Luft. Nach fünf Kilometern gab es kein Vorankommen. An einem kleinen Bauernhof versuchten wir unser Glück, denn auf diese Weise würden wir keine 500 m mehr schaffen. Zwar konnte uns an dem Bauernhof niemand helfen, aber ein Ehepaar aus Mainz, dass uns bereits zwei mal traf, fuhr vorbei und sah uns in unserer erneut misslichen Lage. Sie wollten uns nicht so stehen lassen und boten uns Hilfe an. Mein Fahrrad passte in den Kofferraum ihres 5er BMW und sie brachten mich bis zum 15 km entfernten Naturns zum „Ötzi Bikeshop“. Dort war man erst etwas reserviert, dann aber sehr freundlich und stellte auch Werkzeug für die Reparatur zur Verfügung. Maria und Sebo kamen zwischenzeitlich, nur ein paar Minuten nach uns, an dem Fahrradladen an. Die Gelegenheit nutzten wir auch um die Bremsbelege zu tauschen, da diese schon einiges mitmachen mussten.

Mittlerweile war es schon Nachmittag und der gesamte schöne Teil der Route lag hinter uns. Dafür warteten noch ca. 50 km am Etschtalradweg auf uns. Bis Meran ist dieser Weg wunderschön und war uns vom Vorjahr gut in Erinnerung, danach wird der Weg in Richtung Bozen etwas eintöniger. Fast 40 km ist der Weg relativ gleichförmig zwischen Bahntrasse und Etsch. Die Sonne verschwand langsam am Horizont und der Weg wurde zu harter Arbeit. Eine einzige Pause gönnten wir uns nach etwa der Hälfte der Strecke.

Bozen erreichten wir erst in der Dunkelheit. Die Stadt konnte uns schon im Vorjahr nicht für sich gewinnen. Aber damals mussten wir nur vom Bahnhof zum Busbahnhof laufen und durchquerten einen Park, der als letzte innerstädtische Grünfläche dient und dessen Erhalt mit einem Bürgerbegehren erkämpft wurde, aber der mittlerweile zu einem Drogenumschlagplatz verkam. Unser Ziel, die Jugendherberge, lag nur ein paar Gehminuten von dem Park entfernt. Der Weg dorthin führte uns aufgrund der Eigenheiten unserer Garmin Navigation quer durch schreckliche Stadtstraßen mit dichtem Verkehr.

Mit letzter Kraft erreichten wir gegen 20:00 Uhr die Jugendherberge, die von Horden deutscher Schüler in Partylaune bevölkert wurde. Die Fahrräder konnten wir im eingezäunten Hof mit unsicherem Gefühl abgeschlossen zurücklassen. Innen warteten wir dann die gefühlt 20 Minuten, bis die etwas langsam denkende Gästegruppe vor uns versorgt war. Danach konnten wir auf das Viererzimmer, dass wir leider mit einer noch unbekannten Person teilen mussten. Hier hatten wir zu hoch gepokert, aber immerhin war unserer Mitbewohnerin eine Rentnerin, die selbst mit dem Rad auf großer Tour war und Verständnis für uns aufbrachte. Das Zimmer war ordentlich eingerichtet und hinreichend ausgestattet. Das Fenster zur Straße im Bahnhofsviertel brachte allerdings unerfreulich viel Lärm und die nächste Straßenlaterne schien direkt in das Zimmer.

Essen wollten wir bei einem Döner, der am anderen Ende des bereits erwähnten Bahnhofspark lag. Es brauchte beim durchqueren nur Sekunden bevor ein junger Mann, aus seiner Guppe trat, um zu uns zu kommen. Auch ohne italienisch Kenntnisse wurde deutlich, dass er Drogen anbieten wollte. Ein lautes Nein, nahm er zum Anlass, um uns die Drogen auf Deutsch anzupreisen. Wir wiederholten das Nein, was ihn offensichtlich nicht beeindruckte. Er lies dann aber von uns ab, als gerade die Polizei vorbeifuhr. Dieses Ereignis verstärkte unsere Abscheu gegen Bozen noch weiter und drückte die Stimmung bis zum Ende des Abends. Auf dem Rückweg nahmen wir einen kleinen Umweg in Kauf, der uns durch schönere Ecken der Stadt zurück in die Jugendherberge führte.

Ausgaben

Maria:

0,50 €

Sebo:

0,50 €

Bernhard:

0,50 €

Zu hatten wir ein mal Knödeltris, eine Nudelsuppe, vier Kaffee und einen Kaffee Latte zu insgesammt 28,50 € auf dem Eishof im Pfossental. Für die Verbrauchsmaterial zahlten wir 47,50 € (2x Bremsbelege, 2x Schläuche) im Ötzi Bike Shop Naturns. Die Übernachtung in der Jugendherberge kostete je 25,50 € und das Abendessen je 6 € (Dürum und Getränk).

Transport: 00.00 €

Mittagspause: 28,50 € (2x 10€, 1x 8,50€)

Einkäufe: 0.00 €

Abendessen: je 6.00 €

Übernachtung: je 25.50 €

Bilder

Videos (iFrame-YouTube)

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